Rheumaforschung – auf mehreren Wegen zum Ziel
Forschung für Patientinnen und Patienten
Sie als Betroffene stehen im Mittelpunkt unserer Arbeit – behandeln können wir Sie im DRFZ jedoch nicht
Das Leibniz-Institut Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin ist ein reines Forschungszentrum. Patienten werden hier nicht behandelt. Das DRFZ ist die einzige außeruniversitäre Forschungseinrichtung in Deutschland, die sich auf die Erforschung von Rheuma spezialisiert hat.
In den Laboren werden biomedizinische Versuche mit humanem Material wie Blut oder Gewebe, oder Versuche in sogenannten „Mausmodellen“ der tierexperimentellen Forschung durchgeführt. Die Epidemiologen führen Langzeitstudien mit großen Patientenkohorten durch.
Die Arbeit des DRFZ kommt dennoch bei den Patienten an – einiges vielleicht aber erst morgen. Die vielseitigen, auch klinischen, Kooperationen und Beratungstätigkeiten helfen mit, die Diagnose- und Behandlungsweisen zu verbessern. Neue Forschungsansätze führen zu völlig neuen Therapien – für eine Zukunft, in der Rheuma vielleicht keine chronische Erkrankung mehr ist.
Unsere Mission: Rheuma heilbar machen
Die Ursache aller Formen von chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen ist eine Fehlsteuerung der körpereigenen Abwehr. Anstatt zu schützen, wendet sich das Immunsystem plötzlich gegen den eigenen Körper. Es beginnt einen dauerhaften Kampf, in deren Verlauf körpereigenes Gewebe wie beispielsweise Gelenkknorpel unwiderruflich zerstört wird. Rheuma ist eine Autoimmunerkrankung.
Die Ursachen und den Ablauf von rheumatischen Entzündungen zu verstehen und gezielt zu unterbrechen, damit beschäftigen sich die Forscher am DRFZ bereits seit 3 Jahrzehnten. Sie wollen in die krankmachenden Prozesse des Immunsystems eingreifen um den Dauerkampf des Körpers gegen sich selbst endgültig zu stoppen.
Auf dem Charité-Campus Mitte: Translationale Forschung in enger Kooperation mit der Klinik
Für die Analysen von einzelnen Immunzellen betreibt das DRFZ in Kooperation mit der Charité und dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie hochmoderne Technologieplattformen für Zellbiologie, Genetik, Mikroskopie und Zellsortierung. Die Kooperation mit der Charité geht aber weit über die gemeinsame Nutzung von Laboren hinaus: Die sogenannten Liaison-Arbeitsgruppen am DRFZ werden von Oberärzten der Charité geleitet und Forschungsprojekte werden gruppenübergreifend durchgeführt und in zahlreichen wissenschaftlichen „Diskussionsclubs“ regelmäßig gemeinsam diskutiert.
Rheuma-Epidemiologie und biomedizinische Grundlagenforschung sind die Eckpfeiler
Ein Standbein des Instituts ist die Rheuma-Epidemiologie: Hier werden zehntausende RheumapatientInnen in Kooperation mit über 500 RheumatologInnen aus ganz Deutschland in verschiedenen Langzeitstudien beobachtet. Ziel ist, die Lebensqualität von rheumakranken Kindern und Erwachsenen zu verbessern und Therapien sicherer zu machen.
Das zweite Standbein ist die biomedizinische Grundlagenforschung, die rheumatische Erkrankungen auf Ebene der einzelnen Immunzellen untersucht. Hier arbeiten Naturwissenschaftler und Mediziner fachübergreifend und im nationalen und internationalen Austausch zusammen. Mit hochmodernen und teilweise selbst entwickelten einzigartigen Technologien erforschen sie den Unterschied zwischen schützenden und schädlichen Immunreaktionen –also die Grundlage von Autoimmunität. Ziel ist die Entwicklung von neuen Therapien, möglichst individuell an den einzelnen Patienten angepasst, möglichst sicher und effektiv und im besten Fall kurativ.
Arthroseforschung als junges Forschungsfeld aufgenommen
Arthrose ist die häufigste Gelenkerkrankung weltweit und in Deutschland die wichtigste Ursache von Behinderungen bei älteren Menschen. Die chronisch-degenerative Erkrankung führt zu fortschreitendem Knorpelverlust und geht häufig mit Entzündungen einher. Bis heute gibt es keine Therapie, die das Fortschreiten einer Arthrose stoppt oder gar zu einer Regeneration der erkrankten Gelenke führt.
Obwohl die Arthrose eine Volkskrankheit ist, wird überraschend wenig auf diesem Gebiet geforscht. Dabei fehlen Antworten auf grundlegende Fragen: Unklar sind zum Beispiel die Details, wie die Krankheit entsteht. Nur mit diesem Wissen können neue Ansatzpunkte für die Therapie gefunden werden.
Vielversprechend sind aktuelle Erkenntnisse über molekulare Veränderungen in den Chondrozyten, den knorpelbildenden Zellen. Diese Prozesse führen letztlich zu einer Arthrose. Ein Team am DRFZ, im Pitzer-Labor Arthroseforschung, will defekte Chondrozyten so umprogrammieren, dass sie wieder normal funktionieren und für bewegliche schmerzfreie Gelenke sorgen.