Avrion Mitchison
Gründungsdirektor, 1989 - 1996
Der erste Wissenschaftliche Direktor des DRFZ
Avrion Mitchison wird 1989 erster wissenschaftlicher Direktor des DRFZ. Der Zoologe wurde aus London nach Berlin berufen. In einer Zeit des Umbruchs in den ersten Jahren der Wiedervereinigung Deutschlands verhilft er dem gerade neu gegründeten DRFZ zu internationaler Bekanntheit. Als anerkannter Experte für immunologische Toleranz, Immunregulation und Immungenetik etabliert er das Forschungsfeld Immunologie rheumatischer Erkrankungen.
Kreative ldeen und elegante Experimente machen nicht nur die Arbeit des Wissenschaftlers aufregend, sondern sie sind zugleich der unverzichtbare logische Ausgangspunkt für Fortschritte in der Behandlung und Prävention von Krankheit.
Das wissenschaftliche Werk
Als Doktorand studierte Avrion Mitchison, wie sich Immunzellen bei Transplantationen verhalten. Er zeigte, dass nicht Antikörper selbst, sondern Immunzellen mit antikörper-ähnlichen Eigenschaften für die Abstoßung von Transplantaten verantwortlich sind. Er erkannte damit die zelluläre Grundlage der heftigen Reaktion des Immunsystems gegen Transplantationsantigene – ein großes Problem bei Organtransplantationen.
Bald darauf wurde die Zusammenarbeit von Antikörper-produzierenden B-Lymphozyten und T Lymphozyten, welche die zelluläre Immunität vermitteln, beschrieben. Mitchison zeigte dabei, dass das Immunsystem auf unterschiedliche Mengen eines fremden Antigens – z.B. eines Infekts oder eines Transplantats – mit positiven, d.h eliminierenden und abstossenden, oder auch mit negativen, d.h supprimierenden Immunreaktionen antworten kann. Dabei erkannte er, dass B- und T Lymphozyten unterschiedliche Strukturen, sogenannte
Haptene und Carrier, auf den ihnen fremden Antigenen erkennen.
Bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis richten sich eben diese Reaktionen des Immunsystems gegen körpereigene Strukturen. Mitchison brachte somit entscheidende Erfahrung zur Erforschung von rheumatischen Erkrankungen mit ans DRFZ. In einer damals völlig neuen Herangehensweise übertrug er Erkenntnisse über den Umgang des Immunsystems mit Krankheitserregern auf die Mechanismen, die rheumatischen Entzündungen zu Grunde liegen. Damit definierte er das Ziel der Forschung am DRFZ: die Entwicklung neuartiger, möglichst heilender Therapien durch Beseitigung der ursächlichen Fehlsteuerungen des Immunsystems.
Avrion Mitchison gilt als einer der Väter der modernen Immunologie.
Akademischer Werdegang
Avrion Mitchison studierte Zoologie an der Universität Oxford, wo er 1952 bei dem späteren Nobelpreisträger Sir Peter B. Medawar promovierte. Nach einem Forschungsaufenthalt in den USA leitete er eine Forschergruppe am National Institute for Medical Research in London und war von 1971 bis 1991 Jodrell Professor of Zoology and Comparative Anatomy am University College London.
1989 nahm Avrion Mitchison den Ruf als erster Wissenschaftlicher Direktor des DRFZ Berlin an.
Nach seinem Ruhestand Ende 1996 ging Avrion Mitchison als Professor Emeritus zurück an die Medical School des University College in London.
Avrion Mitchison verstarb am 28. Dezember 2022.