Darmflora & Entzündungen
Wie sich Darmflora und Entzündungen gegenseitig beeinflussen
Im Darm leben Billionen von Bakterien. Normalerweise hilft die Darmflora dem Körper gesund zu bleiben. Die Darmbakterien in der gesunden Darmflora:
- helfen beim Verdauen und bei der Vitaminproduktion
- schützen vor dem Eindringen krankmachender Erreger
- stärken unser Immunsystem und
- verhindern Entzündungen im gesamten Körper.
Jede/r Zehnte in Deutschland leidet unter chronischen Entzündungskrankheiten wie Rheuma, Schuppenflechte oder Darmentzündungen, bei denen die Darmflora gegenüber Gesunden verändert ist. Gerät die Darmflora also aus dem Gleichgewicht, beeinträchtigt das unsere Gesundheit. Eine ausgewogene Darmflora hingegen kann sogar vor Krankheiten schützen.
Darmflora als Spiegel der Gesundheit
Bei Betroffenen von chronischen Entzündungskrankheiten wie Rheuma ist die Darmflora nicht nur anders zusammengesetzt als bei gesunden Menschen. Sie kann sogar den Verlauf der Krankheit und das Ansprechen auf Therapien beeinflussen bzw. sich während der Behandlung verändern. Häufig ist die Vielfalt der Bakterien bei Erkrankten verringert: Je weniger unterschiedliche Bakterien im Darm eines Menschen sind, desto anfälliger wird das Gewebe für Entzündungen.
Ist also die Abwehrkraft des Darmes herabgesetzt, steigt auch das Risiko, Begleiterkrankungen wie Krebs oder Depressionen zu bekommen.
IgA-Antikörper als Schutzbarriere für eine starke Darmflora
Die Vielfalt der Darmflora wird von bestimmten Eiweißmolekülen, den IgA-Antikörpern, geregelt. Diese Immunglobuline werden im Darm von weißen Blutkörperchen produziert. Sie bilden eine Schutzbarriere gegen Krankheitserreger. IgA-Antikörper binden direkt an die krankmachenden Bakterien und verhindern so ihr Eindringen über die Darmschleimhaut in den Körper. Das verhindert Entzündungen. Fehlen diese Antikörper, können sich krankmachende Bakterien vermehren. Unsere Forschenden untersuchen daher, welche Bakterien die IgA-Bildung im Darm verstärken, und wie sie das machen
Besonders interessiert das DRFZ, ob ein Zusammenhang zwischen diesen IgA fördernden Bakterien und den Verhindern von Entzündungen besteht.
Mikrobiota-Zytometrie zur Erforschung der Darmflora entwickelt
Das DRFZ hat eine neue Methode entwickelt, die Mikrobiota-Zytometrie. Sie kann die Zusammensetzung der Darmflora aus Stuhlproben einfach und schnell analysieren. Damit vergleichen wir die Darmflora von gesunden und erkrankten Menschen.
Zurzeit wird untersucht, ob
- die Mikrobiota-Zytometrie für Krankheitsdiagnosen verwendet werden kann, und
- ob man über Zusammensetzung der Darmflora vorhersagen kann, wie gut eine Behandlung, z.B. ein bestimmtes Medikament, anschlagen wird.
Wenn das funktioniert, könnte man Krankheiten rechtzeitiger erkennen – und früher und gezielter behandeln.
Was ist die Mikrobiota-Zytometrie?
Die hochauflösende Mikrobiota-Zytometrie ist eine neue Methode zur Analyse der Darmflora. Sie erlaubt erstmals einzelne Bakterien der Darmflora schnell und einfach anhand ihres DNA-Gehaltes, ihrer Licht-streuenden Eigenschaften, und der Färbung mit fluoreszenten Antikörpern zu erfassen.
Einzelne Bakterien können sogar für genauere Untersuchungen sortiert und isoliert werden. Diese Methode wird ständig weiterentwickelt, durch Erprobung und Validierung neuer Parameter. Mit Hilfe dieser Methode hat das DRFZ bereits dramatische Unterschiede in der Bakterien-Zusammensetzung einfach und erfolgreich nachgewiesen:
- im Darm von Mäusen mit Darmentzündung im Vergleich zu gesunden Mäusen, sowie
- bei PatientInnen mit Darmentzündung im Vergleich zu freiwilligen SpenderInnen.
Die Methode hat das DRFZ mit der Gastroenterologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin und mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig gemeinsam entwickelt.
Wenn sie aktue Beschwerden haben, wenden Sie sich bitte an einen Arzt. Am DRFZ können keine Patienten behandelt werden. Nachfolgend finden Sie Links, wo sie sich als Patient oder Patientin hinwenden können.