Erste DRFZ Postdoktoranden-Förderung vergeben
Interview mit der Stipendiatin Gitta Heinz
Seit 2019 wird das DRFZ YOUNG TALENTS FELLOWSHIP alle zwei Jahre an besonders talentierte Nachwuchswissenschaftler/innen vergeben. Es ist für Postdoktoranden zugeschnitten, die bereits am DRFZ arbeiten und umfasst das volle Gehalt für zwei Jahre.
Die erste Stipendiatin des DRFZ YOUNG TALENTS FELLOWSHIP ist Gitta Heinz aus der AG Mashreghi. Wir haben sie gefragt, was sie sich von den zwei Jahren Stipendium erhofft. Das Interview stammt aus dem Jahr 2019.
Gitta Heinz forscht seit 2015 als Postdoktorandin am DRFZ. Sie studierte molekulare Medizin in Ulm und Berlin. Nach einem Forschungsaufenthalt am Karolinska Institut in Stockholm ging Gitta nach München und promovierte dort 2015 am Institut für Molekulare Immunologie des Helmholtz Zentrum München.
Zunächst Postdoktorandin in der AG Radbruch (Zellbiologie) ist sie seit 2017 Mitglied der AG Mashreghi (Therapeutische Genregulation).
Gitta, Du hast als Erste das neue Postdoktoranden-Stipendium DRFZ Young Talents Fellowship erhalten, über das Du nun 2 Jahre lang finanziert werden wirst. Wie ist es dazu gekommen?
Das neue Stipendium des DRFZ ist explizit für Postdoktoranden, die schon am DRFZ arbeiten, geschaffen worden und soll diese beim Übergang in die nächste Karrierephase unterstützen. Ich habe mich mit einem Forschungsprojekt darauf beworben und wurde ausgewählt.
Du bist seit 2015 als Postdoktorandin am DRFZ. Wie warst Du bisher finanziert und an welchem Karrierepunkt warst Du beim Zeitpunkt Deiner Bewerbung?
Ich kam nach Abschluss meiner Doktorarbeit im Jahr 2015 als Postdoc ans DRFZ und hatte zunächst über ein Stipendium der Berlin School for Regenerative Therapies (BSRT) meine eigene Finanzierung für zwei Jahre. Damals fing ich an mich mit der Rolle einer recht neuen Klasse von regulatorischen RNA Molekülen, sogenannten zirkulären RNAs (circRNAs), in T Helferzellen im Kontext von chronischer Entzündung zu beschäftigen. Nachdem das Stipendium ausgelaufen war, wurde ich weitere zwei Jahre von meinem Gruppenleiter Mir-Farzin Mashreghi über ein EFRE (Europäischer Fond für regionale Entwicklung) Projekt finanziert. In dieser Zeit führte ich meine Forschung fort und etablierte darüber hinaus Hochdurchsatzsequenzierungen unterschiedlichster Proben sowie die Vorbereitung der Bibliotheken aus verschiedenen Ausgangsmaterialien am DRFZ.
Mit welchem Projekt hast Du Dich auf das DRFZ Young Talents Fellowship beworben?
In meinem Forschungsprojekt interessiere ich mich für Mechanismen, mit denen sich T Helferzellen an ein chronisch inflammatorisches Milieu anpassen und dieses aufrechterhalten. Solche Mechanismen sind auf allen Ebenen der Genregulation zu finden und etablieren einen stabilen pro-inflammatorischen Phänotyp der Zellen. Das macht es schwierig, ein Entzündungsgeschehen durch Therapeutika zu durchbrechen und Symptome zu lindern oder gar Heilung zu erzielen.
In meinen Vorarbeiten habe ich eine in naiven T Helferzellen besonders stark exprimierte zirkuläre Ribonukleinsäure (RNA), die circIkzf1, gefunden. Dieses Molekül besteht aus Teilen (Exon 2 und 3) eines bekannten Regulators von Chromatinstrukturen und Immunzellentwicklung, genannt Ikaros. In meinen bisherigen Untersuchungen konnte ich feststellen, dass dieses zirkuläre RNA Molekül translatiert, d.h. in Protein übersetzt wird. Welche Aufgabe das entstehende Protein in T Helferzellen erfüllt, ist allerdings noch unbekannt.
Welche Möglichkeiten bietet Dir das Young Talents Fellowship und was für Ergebnisse erhoffst Du Dir von diesen zwei Jahren?
Durch das Stipendium habe ich jetzt die Möglichkeit die Funktion der “circIkzf1” und des neuen “kryptischen Ikaros Proteins” im Detail zu untersuchen. Dabei werde ich verschiedene Methoden anwenden wie beispielsweise Hochdurchsatzsequenzierungen zur Bestimmung der Genexpression und der Chromatinbeschaffenheit sowie Fluoreszenzmikroskopie, um die Lokalisation des Proteins in der Zelle zu untersuchen. Dadurch hoffe ich besser zu verstehen, wie die Aktivierung von T Helferzellen und die Entstehung eines pro-inflammatorischen Phänotyps durch zelluläre Mechanismen reguliert und feinjustiert wird. Dieses Wissen kann helfen neue Therapieansätze gegen chronisch inflammatorische Erkrankungen und Autoimmunität zu entwickeln.
In den kommenden zwei Jahren werde ich neben der experimentellen Arbeit auch eine Publikation des Projektes in einer wissenschaftlichen Zeitschrift anstreben. Darüber hinaus habe ich durch das Stipendium die Möglichkeit wissenschaftliche Kongresse zu besuchen oder Weiterbildungsangebote zu nutzen.
Was sind Deine mittelfristigen Karriereziele, wo soll es hingehen?
Für meine weitere Karriere kann ich mir vorstellen als selbstständige Wissenschaftlerin eine eigene Arbeitsgruppe zu leiten. Dabei wäre ich gerne Teil eines größeren Forschungsverbundes oder Netzwerkes, in dem (interdisziplinäre) Kollaboration und der Austausch von Expertise alltäglich sind, da dies die Wissenschaft belebt und effektiver macht z.B. durch gemeinsamen Zugang zu Forschungsinfrastrukturen und Technologien. Durch meine Tätigkeit als Sprecherin des Leibniz Postdoc Netzwerkes haben sich meine Kenntnisse über Wissenschaftsmanagement, Strategieplanung und wissenschaftspolitische Themen erweitert. So konnte ich mir neben der Forschung ein interessantes alternatives Aufgabenfeld erschließen, das ebenfalls Karriereoptionen bietet.
Du bist auch als Sprecherin des Leibniz PostDoc Netzwerkes aktiv. Viele Postdocs sehen ihrer Zukunft in der Forschung mit Unsicherheit entgegen, vor allem aufgrund der oft befristeten Finanzierung. Wie bewertest Du die Situation von Postdocs in Deutschland, was würdest Du Dir für Deine Karriere in der Wissenschaft wünschen?
Durch mein Engagement im Leibniz PostDoc Netzwerk erlebe ich, dass die Situation von Postdocs in Deutschland je nach Fachrichtung sehr unterschiedlich sein kann. Eine bessere Planbarkeit von Karrieren wünschen sich aber die meisten von ihnen. Ich persönlich finde es wichtig, anzuerkennen, dass ein Großteil der Postdocs nicht im Wissenschaftssystem bleiben (können) wird und daher andere Karriereoptionen abgewogen und greifbar gemacht werden müssen. Eine gute, strategische Personalentwicklung an den Instituten könnte hierbei eine große Unterstützung darstellen. Wissenschaftliche Karrieren dagegen sollten meiner Meinung nach noch klarer strukturiert sein und Entwicklungsmöglichkeiten an den einzelnen Instituten möglichst transparent kommuniziert werden.