Neuen Wirkmechanismus von Kortison entschlüsselt
Seit Jahrzehnten werden Kortison-Präparate zur Behandlung von chronischen Entzündungen wie bei rheumatischen Erkrankungen eingesetzt. Allerdings war der Mechanismus ihrer Wirkung bisher weitgehend unklar. Ein Forschungsteam um Prof. Dr. Gerhard Krönke (Charité und DRFZ) unter Beteiligung von Prof. Dr. Eicke Latz (DRFZ und Charité) hat nun herausgefunden, dass Kortison den Stoffwechsel von Immunzellen umprogrammiert, was eine körpereigene Entzündungsbremse aktiviert. Diese Erkenntnisse ermöglichen die Entwicklung von nebenwirkungsärmeren Entzündungshemmern und wurden im Journal Nature veröffentlicht.
Die Studie konzentrierte sich auf Makrophagen, Immunzellen, die eine entscheidende Rolle bei chronischen Entzündungen wie Rheuma spielen. Die Forschenden fanden heraus, dass Kortison nicht nur Gene beeinflusst, sondern auch Veränderungen im Zellstoffwechsel rückgängig macht, die durch Entzündungsreize ausgelöst wurden. Dieser Mechanismus betrifft insbesondere die Produktion des entzündungshemmenden Stoffs Itaconat. Itakonat wird von Mitochondrien, den Energiekraftwerken der Zellen ausgeschüttet. Bei Entzündungen stellen Mitochondrien den Stoffwechsel jedoch auf „Abwehr“ um und die Itaconat-Produktion wird gestoppt. Fällt diese Immunbremse dauerhaft aus, kommt es zu chronischer Entzündung. Kortison kann den Stoffwechsel der Makrophagen umprogrammieren und damit die Produktion von Itaconat in den Makrophagen anregen. So werden Entzündungen wieder gehemmt.
Die Studie wurde von Prof. Dr. Gerhard Krönke, Medizinische Klinik für Rheumatologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, DRFZ und Uniklinikum Erlangen in Kooperation mit der Universität Ulm und Prof. Dr. Eicke Latz, DRFZ und Medizinische Klinik für Rheumatologie, Charité-Universitätsmedizin Berlin.