Abschied von Jochen Kalden – Gründervater und Mentor des DRFZ
Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Joachim R. Kalden
* 23. November 1937 † 6. Februar 2021
Ohne ihn gäbe es das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum nicht. In den 1980er Jahren war Joachim (Jochen) R. Kalden entscheidend daran beteiligt, ein Konzept für ein Institut zur Erforschung von Rheuma zu entwickeln und dieses Institut dann in Berlin zu gründen – das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum. Heute ein Leibniz Institut, gefördert vom Land Berlin und der Bundesregierung. Jochen Kalden gewann den international renommierten Wissenschaftler Avrion Mitchison als Gründungsdirektor (1989 – 1996). Als Präsident des Stiftungsrates (1994 – 2003) unterstützte er den Aufbau des Institutes aus kleinsten Anfängen bis hin zu der Begutachtung durch den Wissenschaftsrat, der die Aufnahme des nun international bekannten Forschungszentrums in die Leibniz Gemeinschaft empfahl. 1996 berief Jochen Kalden Andreas Radbruch als Nachfolger von Avrion Mitchison, und im Jahr 2000 konnte das DRFZ endlich in ein neu gebautes, gemeinsam mit dem Max-Planck Institut für Infektionsbiologie genutztes Forschungsgebäude einziehen. Die Einbettung des DRFZ in den Campus der Charité und die unmittelbare Nähe zur Klinik für Rheumatologie ermöglichen eine enge Verzahnung von klinischer Rheumatologie und Immunologie mit moderner zell-und molekularbiologischer Grundlagenforschung. Sie findet ihren Ausdruck in zahlreichen gemeinsam getragenen Forschungsgruppen, und in dem Leibniz WissenschaftsCampus „Chronische Entzündung“.
Ein Konzept der biomedizinischen Forschung, das der Vision von Jochen Kalden entsprach, und das er wesentlich mit geprägt hat. Wir werden diesen Weg fortsetzen.
Wegbereiter der modernen Rheumatologie und Immunologie
Jochen Kalden, geboren am 23. November 1937 in Marburg/Lahn, studierte Medizin an den Universitäten Freiburg, Marburg und Tübingen, wo er auch promovierte. Als Wissenschaftler und Arzt interessierte ihn das Phänomen der Autoimmunität, und die Krankheiten, die dadurch verursacht werden, viele davon bis heute unheilbar, eine Herausforderung für die biomedizinische Forschung. Nach Forschungsaufenthalten an der Universität von Edinburgh und an den National Institutes of Health in Bethesda wechselte er an die Medizinische Hochschule Hannover zu Helmuth Deicher und Fritz Hartmann. Hier qualifizierte er sich als Facharzt für Innere Medizin. 1977 wurde er als Professor für Klinische Immunologie und Rheumatologie und Direktor der Medizinischen Klinik III an die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berufen. Jochen Kalden entwickelte seine Klinik und das angeschlossene Institut für Klinische Immunologie zu einem international beachteten Zentrum der Erforschung der immunologischen Grundlagen entzündlich rheumatischer Erkrankungen, insbesondere der Rheumatoiden Arthritis und des Lupus Erythematodes. Die Ergebnisse führten zu mehr als 600 wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Hier wurden wesentliche Erkenntnisse zur Pathogenese des Systemischen Lupus Erythematodes gewonnen. Hier wurden Konzepte zur therapeutischen Ablation von Antikörper-sezernierenden B Lymphozyten (Plasmazellen) und Zytokin-sezernierenden T Lymphozyten entwickelt. Jochen Kalden war ein Pionier der Einführung der Biologika in die Klinik, eine neue Dimension in der Therapie rheumatischer Krankheiten.
Der Forschungsansatz von Jochen Kalden, die immunologischen Grundlagen rheumatischer Krankheiten aufzudecken, um so neue Therapien zu entwickeln, die ursächlich wirken, spiegelt sich auch in seinem Wirken als Gestalter der Wissenschaft. Er war Präsident der Deutschen Gesellschaft für Immunologie DGfI (1983 – 1990), der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie DGRh (1993 – 1994) und der European League against Rheumatism EULAR (1999 – 2005).
Fotos, wenn nicht anders gekennzeichnet: Jacqueline Hirscher