Komplette Remission nach Behandlung mit Krebsmedikament bei SLE
PD Dr. med. Tobias Alexander von der Klinik für Rheumatologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin und Liaison-Gruppenleiter des DRFZ sowie Prof. Jan Krönke von der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Tumorimmunologie der Charité haben eine Patientin mit systemischem Lupus erythematodes (SLE), bei der alle herkömmlichen Therapiestrategien versagt hatten, mit dem Krebsmedikament Teclistamab im Rahmen einer „off-label“ Therapie behandelt. Die Patientin ist auch sechs Monate nach Beginn der Behandlung symptomfrei. Die Ergebnisse wurden kürzlich im New England Journal of Medicine veröffentlicht.
Teclistamab ist ein bispezifischer Antikörper, der zur Behandlung des Multiplen Myeloms, einer Krebserkrankung der Plasmazellen im Knochenmark, zugelassen ist und mit guten Erfolgen eingesetzt wird. Dieser bispezifische Antikörper bindet sowohl an ein Molekül, BCMA, auf der Oberfläche von Plasmazellen und deren Vorläuferzellen als auch an ein Signal-Molekül, CD3, auf Killer-T-Zellen. Durch die Bindung von Teclistamab an BCMA und CD3 wird eine Verbindung zwischen den beiden Zellen hergestellt. Dies fördert die T-Zell-Aktivierung und die anschließende Eliminierung der Plasmazellen. Plasmazellen produzieren beim SLE Autoantikörper, die das Gewebe angreifen und so die Krankheitssymptome verursachen. Die effektive Zerstörung der Plasmazellen und deren Vorläufer könnte langfristigen Therapieerfolg ermöglichen.
Nach fünf Injektionen über einen Zeitraum von fünf Wochen zeigte die Behandlung eine bemerkenswerte Verbesserung: Die Symptome der Patientin gingen zurück, ihre Nieren- und Blutwerte normalisierten sich, und Autoantikörper waren nicht mehr nachweisbar. Die Patientin befindet sich derzeit in kompletter Remission, jedoch ist noch ungewiss, wie lange die Wirkung anhält.
Die Behandlung birgt Risiken, darunter ein schweres Zytokin-Freisetzungssyndrom und andere Nebenwirkungen, die intensiv behandelt werden mussten. Diese Nebenwirkungen sind bei Teclistamab, wie bei der Behandlung des Multiplen Myeloms, zu erwarten.
Das Behandlungsteam überwacht die Patientin weiterhin genau. Sollte sich die Wirkung als langfristig erweisen, könnte Teclistamab eine bedeutende Alternative zu aufwendigeren Therapien wie CAR-T-Zelltherapien darstellen, da es einfacher und schneller anzuwenden wäre.