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Biophysikalische Analytik

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Wie tiefe Einblicke in den lebenden Organismus Neues über chronische Entzündungen preisgeben

Mit neuen Verfahren der optischen Mikroskopie lässt sich das Zusammenspiel einzelner Zellen und Moleküle im lebenden Körper beobachten. Dadurch erhalten wir wertvolle Erkenntnisse über die Ursachen chronisch-entzündlicher Erkrankungen. Hochauflösende Bildgebungsverfahren erlauben heute tiefe Einblicke in den lebenden Organismus. Damit kann man den Zellen sozusagen bei der Arbeit zuschauen und beobachten, was bei Fehlfunktionen passiert.

Unsere Arbeitsgruppe entwickelt Techniken der optischen Mikroskopie, um chronisch-entzündliche Prozesse und ihre Ursachen besser zu verstehen. Im Mittelpunkt steht dabei die intravitale Multi-Photonen-Mikroskopie.

Über uns

Die Multiple-Sklerose, eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems, beginnt bei den meisten Patienten zunächst schubartig und nimmt dann einen stetig fortschreitenden Verlauf. Zur Entstehung der Krankheit trägt oxidativer Stress, also die übermäßige Erzeugung von freien Sauerstoffradikalen, nach vorherrschender Überzeugung wesentlich bei. Ähnliche Vorgänge finden auch während anderer chronisch-entzündlichen Erkrankungen statt, wie z.B. SLE (Lupus).

Wir haben eine Technologie entwickelt, die Multi-Photonen-Mikroskopie und Fluoreszenzlebensdauer-Bildgebung der zelleigenen Moleküle NADH und NADPH (zusammenfassend als NAD(P)H bezeichnet) vereint, um den Energiehaushalt von Zellen sowohl in Kultur als auch in lebenden Organismen beobachten zu können. Dabei konnten wir die spezifische Aktivität relevanter NAD(P)H-abhängiger Enzyme visualisieren, unter anderen, denen Enzymen, die zum oxidativen Stress führen – und zwar sowohl in Zellen von MS-Patienten als auch an Versuchstieren. Wir konnten zeigen, dass diese NAD(P)H-abhängigen Enzyme, sogenannte NADPH-Oxidasen, an der Bildung eines Gedächtnisses für oxidativen Stress in den späten Phasen der Erkrankung beteiligt sind. Zu den gehirneigenen Zellen, in den NADPH-Oxidasen aktiviert sind, gehören die Astrozyten und die Mikroglia und das, selbst wenn in Gehirn keine Zellen des Immunsystems mehr zu finden sind. Dies führt zu einer anhaltenden Schädigung der Nervenzellen und somit zur dauerhaften Beeinträchtigung der Patienten.

Wir vermuteten, dass Antikörper gegen Bestandteile des Hirngewebes für das Gedächtnis des oxidativen Stresses im chronisch entzündeten Gehirn verantwortlich sind. Diese Antikörper könnten von langlebigen Plasmazellen produziert werden, die im Gehirn von MS-Patienten und Versuchstieren gefunden wurden. Mit Hilfe unserer Methode konnten wir zeigen, dass solche Antikörper zu einer starken Aktivierung der NADPH Oxidasen im Hirngewebe von Epilepsiepatienten führt.

Antikörperproduzierende, langlebige Plasmazellen sind nicht nur im entzündeten Gehirn zu finden. Typischerweise stellen sie durch langanhaltende Titer im Knochenmark das Immungedächtnis sicher. In SLE Patienten sind sie in der Niere zu finden und tragen durch Antikörper gegen z.B. dsDNS zur Gewebeschädigung bei. Um diese weiteren Rollen der Plasmazellen im lebenden Organismus untersuchen zu können, haben wir eine mikroendoskopische Methode entwickelt, die es uns erlaubt, im Mausmodell das Netzwerk der Blutgefäße sowie Plasmazellen und Stützzellen des Knochenmarks über mehrere Monate zu beobachten. Außerdem, haben wir eine weitere mikroskopische Methode entwickelt, um Plasmazellen und umliegendes Gewebekompartimente in der Niere beobachten zu können.

Wir gehen davon aus, dass wir mit unseren Methoden den Beitrag langlebiger Plasmazellen zur Entstehung von chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie SLE und MS genauer erfassen können.

Team

Gruppenleiterin
Prof. Dr. rer. nat. Raluca A. Niesner

Wissenschaftler:innen
Dr. Ruth Leben

Doktoranden
Alexander Fiedler
Anne Bias
Danja Brandt

Technische Assistenz
Robert Günther

Hauptkooperationspartner

Prof. Dr. Anja E. Hauser (DRFZ, Charité); Prof. Vajkoczy, Neurosurgery; Prof. Dr. Duda, Julius Wolf Institute; Prof. Dr. Sara Checa, Julius Wolf Institute; Dr. Helena Radbruch, Neuropathology, Charité

Prof. Dr. Tim Schulz, DIfE; PD Dr. Nikolaus Berndt, DIfE and Charité

  • Prof. Dr. S. Hartmann, FU Berlin; Prof. Dr. Petra Knaus, FU Berlin; Prof. Marie Weinhart, FU Berlin; Prof. Dr. Holger Stark, TU Berlin;
  • Prof. Dr. Ingeborg Beckers, Medical Physics, Berlin School of Applied Sciences; Prof. Dr. Astrid Haibel, Medical Physics, Berlin School of Applied Sciences;
  • Appl. Prof. Dr. Dirk Mielenz, FAU, Erlangen;
  • Prof. Reinhard Voll / Dr. Nina Chevallier, Rheumatology, University Freiburg;
  • Prof. Dr. Jochen Guck, FAU and MPI for the Science of Light, Erlangen;
  • Prof. Dr. Sabine Fischer, University Würzburg;
  • Prof. Dr. Nicole Strittmatter,Chemistry, TU München;
  • Prof. Dr. Gereon Hüttmann, Medizinisches Laserzentrum Lübeck

GRINTech, Jena; Toptica; APE, Berlin (until 2022 – LaVision Biotec, Bielefeld).

  • Prof. Dr. Ruslan Dmitriev, Ghent University, Belgium;
  • Prof. Dr. David Entenberg, Albert Einstein College of Medicine, New York;
  • Prof. Dr. Carolina Wählby, Uppsala University, Sweden.
  • Thorlabs Laser Division, CO, US (Scott Domingue)
  • RISystem, Landquart, Switzerland (Romano Matthys)